Erste Ergebnisse unserer Kooperation mit der Landwirtschaft

Was der Pflanze nützt, kann dem Menschen schaden – Nitrat

Stickstoff ist für Pflanzen der wesentliche Hauptnährstoff und wird vor allem in Form von Nitrat (NO3-) aufgenommen.

Für ein gesundes und ertragreiches Wachstum werden den Pflanzen deshalb stickstoffhaltige Düngemittel zugeführt. Im Boden findet dann eine Umwandlung von stickstoffhaltigen Nährstoffen vor allem zum Endprodukt Nitrat statt. Leider ist von allen stickstoffhaltigen Nährstoffen das Nitrat die Form, die am leichtesten ausgewaschen wird und so ins Grundwasser gelangen kann.

Für den Menschen ist überreiche Nitratzufuhr schädlich, da es im Körper zu Nitrit umgewandelt werden kann und in Verbindung mit Amiden krebserregende Nitrosamine bildet. Bei Säuglingen wurde bei Zufuhr von Wasser mit stark erhöhtem Nitratgehalt Blausucht beobachtet.

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Die Problematik: leichter Anstieg des Nitratgehalts

Ende der 80er und zu Beginn der 90er Jahre war im Trinkwasser eine zunehmende Nitratbelastung zu verzeichnen. In einigen Brunnen wurden hohe und zum Teil ansteigende Nitratgehalte festgestellt.

Das Trinkwasser war jedoch auch in diesen Jahren immer einwandfrei, da der hohe Nitratgehalt mancher Brunnen durch andere völlig unbelastet gebliebene Brunnen wieder ausgeglichen werden konnte. Der Grenzwert für Nitrat von 50 mg/l nach Trinkwasserverordnung wird weit unterschritten. Da aber insgesamt ein leichter Anstieg des Nitratgehalts im Förderwasser beobachtet wurde, war Handlungsbedarf gegeben.

Der ZVG Dieburg steuert den Nitratgehalt des abgegebenen Trinkwassers durch das Fördermanagement der Brunnen. Das Trinkwasser erfüllt die Vorgaben der EU-Kommission und ist für die Zubereitung von Babynahrung geeignet.

Die Ursache: landwirtschaftliche Bewirtschaftung von Flächen

Als mögliche Ursache für erhöhte Nitratgehalte im Trinkwasser wird vor allem die landwirtschaftliche Bewirtschaftung von Flächen angesehen. Um den Eintrag von Stoffen, die im Rahmen der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung in den Einzugsgebieten der Brunnen ausgebracht werden, zu reduzieren oder zu verhindern, wurden Kooperationsverträge zwischen dem ZVG Dieburg und den Landwirten abgeschlossen. Darin verpflichten sich die Landwirte zu einer Bewirtschaftung ihrer Flächen, die in einem sogenannten Bewirtschaftungsplan festgelegt wird. Dieser Bewirtschaftungsplan wird jährlich überarbeitet und an die aktuellen Bedürfnisse angepasst. Um speziell die Nitratbelastung des Grundwassers zu reduzieren, können die Landwirte erfolgsorientierte Ausgleichszahlungen erhalten.

Zu Vegetationsende werden die Nitratgehalte im Boden gemessen und nur die Landwirte erhalten einen Bonus, deren Nitratgehalte besser als der Durchschnitt sind. soll der Landwirt individuell seine Möglichkeiten ausschöpfen, den Dünger möglichst effizient einzusetzen. Mit pauschalen Reglementierungen und  umfassenden Düngebeschränkungen ist das nicht zu erreichen, da die Wirtschaftsweisen der Landwirte zu unterschiedlich sind.

Erster Feldversuch für den Grundwasserschutz mit Biokohle in Schaafheim

Entnahme von Bodenproben auf landwirtschaftlich genutzten Flächen

Vor-Ort-Beratung

Außerdem bietet der ZVG im Rahmen der Kooperation eine Grundwasser schonende landwirtschaftliche Beratung an, um mit den Landwirten eine bedarfsgerechte Stickstoff-Düngung in den Wasserschutzgebieten zu erarbeiten.

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Erster Schritt: Bodenuntersuchung und Berechnung des individuellen Stickstoffbedarfs

Vor dem ersten Düngungstermin im Frühjahr wird eine Bodenuntersuchung durchgeführt, um festzustellen wie viel Dünger noch im Boden ist. Dies führt der ZVG Dieburg bereits seit 1995 auf inzwischen ca. 250 Flächen durch. Anhand dieser Ergebnisse und den von den Landwirten mitgeteilten Bewirtschaftungsdaten werden Düngeempfehlungen für die einzelnen Kulturen erstellt. Dadurch kann eine bedarfsgerechte Versorgung der Pflanzen erreicht werden.

Bei den Bodenuntersuchungen im Herbst zu Vegetationsende wird dann auf ausgewählten Standorten wieder der Nitratgehalt festgestellt. Wenn hohe Nitratgehalte gemessen werden, wird dann mit dem Landwirt gemeinsam nach Ursachen gesucht und Gegenstrategien entwickelt. Außerdem werden zusammen mit den Landwirten Demonstrationsversuche durchgeführt, um  verschiedene Wirtschaftsweisen mit einander zu vergleichen.

Diese Versuche werden zusammen besichtigt und ausgewertet. Sie sind ein Kernstück im Rahmen der Grundwasser schonenden landwirtschaftlichen Beratung, da sie Unterschiede in der Bewirtschaftung vor Ort sichtbar machen und zusätzlich durch Messungen  wissenschaftliche Ergebnisse bringen, die auch von den Landwirten gut angenommen werden.

Zweiter Schritt: Anbau von Zwischenfrüchten und Erstellung einer Stickstoffbilanz

Eine der wirkungsvollsten Maßnahmen im Rahmen der Grundwasser schonenden Bewirtschaftung ist der Anbau von Zwischenfrüchten. Diese werden nach der Ernte der Hauptfrucht ausgesät und können so im Herbst noch vorhandenes Nitrat aufnehmen und vor der Auswaschung schützen. Die größte Grundwasserneubildung findet nämlich im Winter statt.

Der ZVG stellt den Kooperationslandwirten Saatgut zur Verfügung. Die Saatbettbereitung, die Aussaat und die Pflege der Zwischenfrüchte führen die Landwirte selbst durch. In Zusammenarbeit mit den Landwirten in unserem Versorgungsgebiet wird für jede Fläche, aus der eine Probe entnommen wurde, eine Stickstoffbilanz erstellt. Durch diese Bilanz kann jeder Landwirt sehen, wie viel Stickstoff auf seiner Fläche aufgebracht und abgefahren wurde.

Ziel ist es, eine möglichst ausgeglichene Bilanz zu erreichen. Für die Ausweisung von Wasserschutzgebieten strebt der ZVG Dieburg schon im Vorfeld Kooperationsverträge mit den Landwirten an.

Der Erfolg kann sich erst langfristig einstellen

Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft hier vor Ort und die gut aufgenommene Beratung stimmen optimistisch. Das Wasser benötigt jedoch viele Jahre, um von der Bodenoberfläche bis zum Grundwasser und dann zu den Brunnen zu gelangen. Deshalb werden Erfolge in Hinsicht auf die Senkung der Nitratgehalte in den Brunnen erst in einigen Jahren sichtbar sein können.

Aber auch der enge Kontakt mit den Landwirten und die vertrauensvolle Zusammenarbeit ist bereits eine gute Grundlage für die Zukunft. Denn auch in den nächsten Jahrzehnten werden Landwirte die Flächen in den Wasserschutzgebieten bewirtschaften und das Wasserwerk der Bevölkerung Trinkwasser durch die Nutzung des örtlichen Grundwassers zur Verfügung stellen.

Deshalb sollten die Landwirte und der ZVG Dieburg in bewährter Kooperation die Maßnahmen für eine Grundwasser schonende Landbewirtschaftung weiterhin vorantreiben.